Am 12.06.2021 gegen 17 Uhr hat der Faschist, „Querdenker“ und AfD-Gemeinderatskandidat Robert Hagerman in Freiburg einen Mann mit einem Messer verletzt. Der Mann hatte Zivilcourage gezeigt und als Ersthelfer zwei junge AntifaschistInnen versorgt, die Hagerman zuvor niedergepfeffert hatte. Der Verletzte wurde mit einer tiefen und langen Schnittverletzung knapp unterhalb der Brust ins Krankenhaus gebracht. Hagerman wurde noch am Tatort von der Polizei festgenommen. Die Mindeststrafe für versuchten Totschlag beträgt fünf Jahre Knast.
Die Tat fand in unmittelbarer Nähe von Hagermans Wohnort in der Langemarckstraße 86A statt. Die Straßennamen des Freiburger Stadtteils Unterwiehre stammen größtenteils aus der NS-Zeit und sind seit vielen Jahren umstritten. Die Nazis wählten Namen wie Langemarckstraße in Anlehnung an die Erste-Weltkriegsschlacht 1914 oder Skagerrakstraße wegen der Seeschlacht 1916, um die verstorbenen „Helden“ zu ehren. Trotz dieser Kritik wird dieser Teil der Unterwiehre immer noch „Heldenviertel“ genannt, die NS-belasteten Straßennamen wurde bisher nicht umbenannt.
Hagerman und die beiden AntifaschistInnen trafen aus unterschiedlichen Richtungen kommend in der Skagerrakstraße/Ecke Matthias-Erzberger-Straße aufeinander. Die beiden AntifaschistInnen erkannten Hagerman auf der anderen Straßenseite und beschimpften ihn als Faschisten. Hagerman reagierte wie so oft, indem er sein Handy zückte, um „Beweisvideos“ zu drehen. Die beiden AntifaschistInnen entfernten sich in nördliche Richtung und gingen die Matthias-Erzberger-Straße entlang. Hagerman nahm die Verfolgung auf und filmte die ganze Zeit.
An der Kreuzung Matthias-Erzberger-Straße/Ecke Weddingenstraße hielten die AntifaschistInnen an. Hagerman kam bedrohlich nahe und sagte, dass er die beiden wegen Beleidigung anzeigen wolle. Die AntifaschistInnen wollten nicht weiter gefilmt werden und hielten ihre Hände vor Hagermans Handy. Daraufhin holte Hagerman ein größeres Pfeffergel hervor und setzte es mehrfach aus direkter Nähe gegen die beiden AntifaschistInnen ein. Beide versuchten zu entkommen, wurden aber von Hagerman weiter mit Pfeffergel attackiert.
Bei der Flucht ließen die AntifaschistInnen ihre Cola-Glasflaschen zu Boden fallen, wodurch AnwohnerInnen auf das Geschehen aufmerksam wurden. Ein Auto kam aus der Matthias-Erzberger-Stichstraße von Norden auf die Kreuzung zu und hielt an. Der 61 Jahre alte Fahrer des Wagens stieg aus, eilte den verletzten AntifaschistInnen zu Hilfe und versorgte sie mit Wasser. Seine etwas jüngere Begleiterin wartete im Auto. Hagerman hatte weiter Handy und Pfeffergel in der Hand und machte keine Anstalten, die beiden verletzten AntifaschistInnen in Ruhe zu lassen.
Mittlerweile wurde das Tatgeschehen durch mehrere AnwohnerInnen beobachtet. Der Ersthelfer stellte sich Hagerman in den Weg, welcher die AntifaschistInnen verfolgen wollte. Er fragte Hagerman empört, warum er Jugendliche angreife. Nach einem Wortgefecht holte Hagerman ein Messer hervor, was er trotz lauter und eindeutiger Aufforderung nicht weglegte. Dann hat Hagerman den Ersthelfer geschnitten.
Nach der notärztlichen Erstversorgung vor Ort wurde der stark blutende Verletzte ins Krankenhaus gebracht. Auch seine Beifahrerin musste medizinisch versorgt werden, da sie von Hagerman mit Pfeffergel angegriffen worden war.
Robert Hagerman ist 39 Jahre alt und seit vielen Jahren als Nazi in Freiburg aktiv. Schon während des zweiten Stechprozesses 2013 saß er im Publikum. Am 01.10.2011 hatte der Nazi Florian Stech auf einem Pendlerparkplatz in Riegel am Kaiserstuhl einen Antifaschisten mit seinem Auto angefahren. Er wurde trotzdem in zwei Prozessen freigesprochen.
Hagerman filmt und provoziert häufig am Rande linker Demonstrationen, macht aktiv Anti-Antifa-Arbeit und hält öffentlich Nazireden. Seit Beginn der Corona-Pandemie nimmt er regelmäßig an Aufmärschen und Autokorsos der Coronaleugner teil. Er ist AfD-Aktivist und hat 2019 bei den Wahlen zum Freiburger Gemeinderat für die AfD kandidiert.
Während dieses Wahlkampfes kam es zu einem AfD-Angriff auf Linke am 16.05.2019 in Freiburg. Damals hatten Dubravko Mandic und Robert Hagerman in einem Hinterhalt auf der Kaiserstuhlbrücke an der Freiburger Messe gewartet und zwei Linke festgehalten, die sich an den AfD-Wahlplakaten zu schaffen machen wollten. Als sich ein zufällig vorbeikommender Fahrradfahrer in das Geschehen einmischte, wurde er von Mandic mit Pfefferspray und von Hagerman mit einer Metallzange angegriffen. Hagerman schlug dem Fahrradfahrer mit voller Wucht gegen den Kopf, traf aber zum Glück nur den Fahrradhelm.
In der Folge wurde Mandic nach drei Prozesstagen am 15.12.2020 vom Amtsgericht Freiburg wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Das Strafmaß war die Mindeststrafe: Sechs Monaten Haft, ausgesetzt auf zwei Jahre zur Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Mandic Berufung eingelegt hat. Hagermans Prozess wurde am ersten Prozesstag abgetrennt, weil seine Nazianwältin Nicole Schneiders nicht aufgetaucht war. Hagerman sollte in Mandics Prozess auf Initiative von Mandics Anwalt Jochen Lober als Zeuge geladen werden. Schneiders bemühte sich vergeblich um Beiordnung als Zeugenbeistand, was sie mit Hagermans Autismus begründete.
Vor Gericht werden Nazis für ihre Gewalttaten auch in Freiburg bisher kaum zur Rechenschaft gezogen. Florian Stech wurde zweimal freigesprochen. Obwohl Hagerman das Beweisvideo des Angriffs auf der Kaiserstuhlbrücke an Dubravko Mandic übergab, der es dem Staatsschutz frei Haus lieferte, wurde Mandic lediglich zur Mindeststrafe verurteilt. Hagermans Prozess steht noch aus, aber irgendein deutscher Jurist wird ihm schon Rosen auf den Weg streuen.
Es gibt auffällige Parallelen zwischen beiden Angriffen am 16.05.2019 und am 12.06.2021. Beide Male haben AfD-Nazis in Freiburg am helllichten Tag auf offener Straße Menschen angegriffen und teils lebensgefährlich verletzt. Die Nazis waren jeweils mit Pfefferspray bewaffnet und Hagerman führte eine potenziell tödlichen Waffe. Beide Male intervenierte eine mutige unbeteiligte Person gegen die Selbstjustiz der Nazis und wurde daraufhin selbst zum Opfer von Nazigewalt.
Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Autonome Antifa Freiburg
Korrekturen:
In der ersten Version des Communiqués haben wir geschrieben, dass der Ersthelfer „niedergestochen“ worden sei und er eine „Stichverletzung im Bauchbereich“ erlitten habe. Wie sich später herausstellte, hat Hagerman den Ersthelfer eine 4cm lange und 1cm tiefe Schnittwunde knapp unterhalb der Brust beigebracht. Wir haben das Communiqué entsprechend korrigiert.
Außerdem stellte sich später heraus, dass Hagerman nicht nur die Begleiterin des Ersthelfers mit Pfefferspray verletzt hat, sondern auch dem Ersthelfer zweimal Pfeffergel ins Gesicht sprühte, bevor er ihn mit dem Messer verletzte. Wir haben das im Communiqué nicht ergänzt, weil es zum Veröffentlichungszeitpunkt noch nicht bekannt war.