Im Frühjahr 2009 gab es in Freiburg mehrere Naziangriffe. Weitere Angriffe auf linke Projekte konnten bereits im Vorfeld verhindert werden. Am 20.05.2009 gab es am Rande der Demonstration gegen die Räumung des besetzten Hauses in der Kirchstraße 16 einen Messerangriff auf Linke. Am 22.05.2009 warfen unter der Kronenbrücke feiernde Nazis Flaschen auf Antifas. Zwar stellen die Naziaktivitäten einen Höhepunkt der letzten Jahren dar, doch es gab in Freiburg schon brutaleren Straßenterror durch Nazis. So häuften sich beispielsweise 1988 faschistische Überfälle auf linke Projekte und Flüchtlingswohnheime. Damals wie heute gab es Überschneidungen zwischen den Schlägernazis und organisierten NPD-Strukturen, doch nach wie vor ist Freiburg kein gutes Pflaster für die NPD. So hieß es am 28.08.1988 auf dem Bezirksparteitag des NPD-Bezirksverbands Südbaden in Wittnau: „Vor der Landtagswahl haben wir 200 Unterschriften für alle 70 Wahlkreise sammeln müssen. Dabei war nur Freiburg ein Problem, aber auch dort ist ein Direktkandidat möglich gewesen.“
Die Geschichte der NPD in Freiburg ist geprägt von Niederlagen. Schon am 01.05.1979 versuchte der ein Jahr zuvor zum Landesvorsitzenden der NPD gewählte Polizeimeister Jürgen Schützinger zusammen mit 25 Nazis am Wiehrebahnhof eine Kundgebung abzuhalten, was jedoch an technischen Problem mit der Lautsprecheranlage und 400 GegendemonstrantInnen scheiterte. Den Bundesparteitag 1986 wollte die NPD in der Freiburger Stadthalle veranstalten, doch der Nazipartei wurde von den Behörden mitgeteilt, dass sie unerwünscht und die Halle ausgebucht sei. Den nächsten Versuch eine Großveranstaltung in Freiburg zu organisieren unternahm die NPD mit einer Demonstration am 14.09.2002. Damals wollten 108 Nazis durch die Innenstadt marschieren, was von 13.000 GegendemonstrantInnen verhindert wurde. Bei der Landtagswahl 2006 schaffte es die NPD in Freiburg nicht einmal die für eine Kandidatur notwendigen 150 Unterstützungsunterschriften zu sammeln.
In der Freiburger Öffentlichkeit tauchte die örtliche NPD zuletzt mit einer Vortragsveranstaltung am 18.03.2007 mit Jürgen Schwab in der Gastwirtschaft „Türmle“ in Zähringen auf. Daraufhin wurden große und kleine NPD-Nazis in Freiburg und Umgebung geoutet. Nur der Organisator der Naziveranstaltungen und NPD-Regionalvorsitzende Freiburg-Südlicher Oberrhein war bisher nicht im Fokus antifaschistischer Veröffentlichungen, lediglich seine Identität wurde zu Recherchezwecken eingesetzt: John Bürgel.
John Marlon Bürgel, Jahrgang 1970, wohnt zusammen mit seiner Frau Bettina und seiner Tochter im Kindergartenalter im 1. Stock im Hinterhaus in der Sandstraße 6 in 79104 Freiburg-Herdern. Telefonisch ist er unter 0761/56286, per E-Mail unter zurhochburg@hotmail.com erreichbar. Bürgel arbeitet im Schichtbetrieb bei der Losan Pharma GmbH, Otto-Hahn-Straße 13, 79395 Neuenburg. Von seinem Gehalt von rund 2.200 Euro zahlt er 775,20 Euro Miete, 20 Euro Monatsbeitrag für die NPD und die Raten für seinen mit einem Beitragssatz von 30% teilkaskoversicherten dunkelblauen VW Golf V mit 105 PS und dem Kennzeichen FR-XT 900. Er trainiert im Fitness First Lifestyle Club, Auf der Zinnen 1, 79098 Freiburg und wünscht sich zu seinem Geburtstag am 9. Februar Fotobände à la „Female Erotic Photography“ und „Vulis’ Crazy Sexy Pictures Mix“, denn „die Mädels von Riga sind die schönsten der Welt“.
Bettina Bürgel arbeitet Dienstags, Donnerstags und manchmal Samstags bei der Metzgerei Blatter & Winterhalter, Bertoldstraße 27, 79098 Freiburg und trägt mit ihrem Gehalt von knapp 600 Euro zum Unterhalt der Familie bei. Auch seine „liebe Bett“ war mit ihrer Tochter im Kinderwagen bei der NPD-Veranstaltung in Zähringen anwesend. Die Bürgels versuchen ihr nationalsozialistisches Gedankengut und die Nazidevotionalien in ihrer Wohnung vor ihrer Nachbarschaft zu verbergen. Ihre Nazibibliothek vervollständigen sie beim „Buchdienst Kaden für Militär und Geschichte“, die faschistischen Diskurse verfolgen sie über ihr „Nation und Europa“-Abonnement und ihre nationalsozialistische Weltanschauung festigen sie über die „Huttenbriefe für Volkstum, Kultur, Wahrheit und Recht“, dem „Organ im nationalen Befreiungsringen der Deutschen mit der Zielrichtung einer Neu-Ordnung des politischen und kulturellen Lebens der Nation“.
John Bürgel übernahm den NPD Kreisvorsitz nach der misslungenen NPD-Demonstration 2002. Er sprach am 09.08.2003 als Gastreferent beim Parteitag der „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS) in Walkringen (BE) und „hielt im Anschluss eine Rede zur Weltlage und über die fruchtbare Zusammenarbeit der Nationale Kräfte in ganz Europa“. Seither pflegt er einen regen Mailkontakt mit der PNOS und anderen Nazis. Er unterstützt Nazis in Freiburg und dem Freiburger Umland, organisiert Naziveranstaltungen und ist die letzte Nachhut des organisierten Nationalsozialismus in Freiburg. Nun ist es Zeit für einen Umzug.
Autonome Antifa Freiburg
Communiqué mit Fotos auf Indymedia linksunten
Am 9. Juli hat die NPD den Kreisverband Freiburg-Südlicher Oberrhein als Reaktion auf das Communiqué aufgelöst.