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Montag, 01.12.2025
Roland Mack, der Gründer des „Europa-Parks“ in Rust, hat am 26. November bei einer Veranstaltung des „Südkuriers“ (Archiv) in der Singener Stadthalle für die AfD geworben. Als „einer der führenden Familienunternehmer im Land“ stellt sich Mack damit hinter den „Verband der Familienunternehmer“, der zu seinem „Parlamentarischen Abend“ in einer Niederlassung der „Deutschen Bank“ in Berlin erstmals auch Vertreter der „Alternative für Deutschland“ eingeladen hatte.
Die Verbandssprecherin Marie-Christine Ostermann verteidigte ihre AfD-freundliche Positionierung im Handelsblatt: „Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann sagte dem Handelsblatt, das ,Kontaktverbot‘ zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei mit dem jüngsten Parlamentarischen Abend Anfang Oktober aufgehoben worden. In mehreren Landesverbänden habe es ohnehin ,diese Art der Brandmauer noch nie gegeben‘. Dem Verband gehören 6.600 Unternehmerinnen und Unternehmer an. Für rund 180.000 Unternehmer sieht sich der Verband als Interessenvertretung.“
Nach scharfer öffentlicher Kritik am Fall der unternehmerischen „Brandmauer“ haben namhafte Firmen wie Rossmann, Vorwerk und Fritz-Cola den Familienunternehmerverband verlassen. Als Reaktion bezeichnete Osterman ihren Flirt mit den Nazis als „Fehler“: „Wir erkennen an, dass sich diese Einladung als Fehler erwiesen hat und nicht zu dem geführt hat, was wir beabsichtigt haben.“ Während selbst Unternehmen, die Gespräche mit der AfD befürworten, sich zumindest öffentlich von deren Positionen distanzieren, kämpft Roland Mack weiterhin für eine Normalisierung der AfD. -
Dienstag, 02.12.2025
Der Standard hat am 18. Oktober 2025 eine umfangreiche Recherche zu Reinhard Rade veröffentlicht. Der aus Innsbruck stammende Rade war „DDR-Beauftragter“ der rechtsradikalen REP-Partei und wurde als Söldner unter anderem im Bosnienkrieg zum Millionär. Der „kroatische Unabhängigkeitskrieg“ endete mit der extrem brutalen „Operacija Oluja“, bei der mehrere hundert serbische ZivilistInnen ermordet wurden und durch die Hunderttausende fliehen mussten.
„Rade soll laut einem Bericht des deutschen Militärgeheimdiensts (MAD) andere für den Kriegseinsatz angeworben haben. Viele Söldner kehrten vermögend zurück. ,Beute als Sold‘, titelte die Zeitschrift des österreichischen Innenministeriums im Jahr 1994.“
Ganz offen haben die Nazis ihre damaligen Plünderungen dokumentiert: „Ausländische Freiwillige, Deutsche Delf Katzig und Andreas Buder, Mitglieder der 101. HVO-Brigaden, gefilmt beim Häuserputzen, nach der Besetzung von Vučilovac (Bosanska Posavina)“. Das Wort „Häuserputzen“ ist ein Euphemismus für systematische Plünderungen ziviler Gebäude, nachdem die BewohnerInnen ermordet oder vertrieben wurden – eine Quelle von Rades Reichtum.
Nach dem Krieg ging der Marodeur und Kriegsverbrecher nach Sachsen: „Rade kaufte nach seiner Rückkehr aus Kroatien in Leipzig Immobilien, sein Umfeld stieg ins Geschäft mit ausgedienten Rüstungsgütern der Bundeswehr ein und expandierte auch ins Ausland. An seiner Seite steht bis heute eine weitere Figur des Rechtsextremismus in Österreich: Hans Jörg Schimanek junior.“
Hans-Jörg Schimaneks Bruder René Schimanek war bis vor Kurzem noch Büroleiter des österreichischen FPÖ-Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz von der „Wiener Burschenschaft Libertas“ in der „Deutschen Burschenschaft“.
„Hans Jörg Schimanek junior war in den 1990ern Führungskader in Gottfried Küssels Volkstreuer außerparlamentarischer Opposition (Vapo). Man übte Wehrsport: Ein Video zeigt, wie Schimanek das lautlose Töten von Gegnern demonstrierte. Küssel und Schimanek mussten in Haft, nach seiner Entlassung ging Schimanek zu Rade nach Ostdeutschland.
Dort schlossen offenbar Schimaneks Söhne an das Werk ihres Vaters an. Im November 2024 wurden sie als Mitglieder der ,Sächsischen Separatisten’ verhaftet. Die deutsche Bundesanwaltschaft hat Ende August wegen Rechtsterrorismus Anklage eingebracht.“
Für Militärübungen von Naziterroristen wie den „Sächsischen Separatisten“ hat Reinhard Rabe Teile der kroatischen Insel Šipan nordwestlich von Dubrovnik gekauft, auf der sich noch Verteidigungsanlagen wie Kasernen und Tunnel der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg befinden:
„Im Sommer 2021 waren die nun angeklagten Jörg und Jörn Schimanek, dessen Freundin sowie zwei Freunde unterwegs zur Insel. Zur Vorbereitung des Trips teilte Jörn Schimanek eine Packliste. Auf ihr: Tarnkleidung, ,basic tools‘, Stiefel, Isomatte, Schlafsack, Tarp (Plane) und Paracord (Seil). Die Einwohner der Insel wollen auch französisch sprechende Männer beobachtet haben, die bei Rade zu Gast waren.“
Rade und sein deutsches Umfeld schaffen so eine abgeschottete Ausbildungsstätte für europäische Nazis – weit weg von deutschen Waffengesetzen:
„Fakt ist, dass das Umfeld von Rade Immobilien und Grund auf der Insel kauft. Zunächst ein Haus, dann 2018 das wichtigste Hotel der Insel. Als Käufer scheint die Hotel Šipan GmbH auf. Als deren Gesellschafter eingetragen sind Rades Ehefrau [Ines Große] – eine Juristin – sowie ein weiterer Deutscher.
Später übernimmt die ,Getränkefirma‘ Ombla-Ragusa das Hotel, auch dieses Unternehmen ist auf Rades Ehefrau eingetragen. Direktor des Hotels mit über 75 Zimmern und 132 Betten ist Julius [Fritz] aus Bad Tölz, der sich in Rades Umfeld bewegt.“ -
Mittwoch, 03.12.2025
Das Erlanger Kulturzentrum „E-Werk“ hat der „Burschenschaft Germania Erlangen“ die Nutzung des „Redoutensaals“ untersagt. Das findet die „Junge Union“ in Erlangen nicht so gut, denn das „E-Werk“ wird zu einem Viertel mit öffentlichen Geldern gefördert – nicht jedoch der „Redoutensaal“. Die JU spricht von „politischer Willkür“, doch das ist einigermaßen unverständlich. Die Entscheidung, mit einem „pflichtschlagenden“ Männerbund, dessen „Burschen“ 2023 fast zwei andere Korporierte erschlagen hätten, keine Geschäftsbeziehungen einzugehen, ist das genaue Gegenteil von Willkür. Das sieht auch Oberbürgermeister Florian Janik so, der auf die Unabhängigkeit des soziokulturellen Zentrums hinwies.
Die „Germania“ wollte 2026 in dem Saal ihr „200. Stiftungsfest“ feiern. Darin eingeschlossen: Die Verbrechen der „Germanen“ im „Freikorps Epp“ und im „Freikorps Oberland“ sowie ihre Beteiligung am Holocaust als „Kameradschaft Wilhelm Gustloff“. Schlechte Verlierer, die sie sind, haben die Burschenschafter einen Hilferuf geschickt – an den Oberbürgermeister und alle Stadtratsfraktionen (außer der AfD). Geantwortet haben nur der OB (abschlägig) und die CSU (affirmativ). Keiner in Erlangen will der „Burschenschaft“ Räume vermieten, niemand (außer der CSU und der AfD) mag sie: So sieht gesellschaftliche Isolation aus. -
Donnerstag, 04.12.2025
Der Bundesgerichtshof entscheidet bis zum 26. Januar 2026 darüber, ob die Nazigruppe „Knockout 51“ aus Eisenach nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine terroristische Vereinigung war. Für lediglich kriminell hielt das Oberlandesgericht Jena in seinem Urteil vom April 2025 die Gruppe, obwohl die Nazis gezielt Notwehrsituationen schaffen wollten, um Antifas zu ermorden. Als Nazianwälte traten Steffen Hammer (Komponist des NSU-Soundtracks), Andreas Wölfel („Alter Herr“ der „Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth“ in der „Deutschen Burschenschaft“) sowie Benedict Heiermann auf.
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Freitag, 05.12.2025
Die Politgruppe Zentrum für Politische Schönheit erinnert mit einem CDU-Denkmal an den Mord an Walter Lübcke am 2. Juni 2019. Genau sechseinhalb Jahre nach dem Nazimord wurde am 2. Dezember 2025 vor der Berliner CDU-Zentrale eine per Crowdfunding finanzierte Bronzestatue von Lübcke aufgestellt: „Gestiftet von der deutschen Zivilgesellschaft“.
Mit der Aktion, welche die CDU leicht erwartbar schwer getroffen hat, will die Gruppe gegen die Zusammenarbeit von CDU und AfD protestieren. Denn Walter Lübckes Mörder Stephan Ernst war AfD-Spender: „Demokratien werden nicht gestürzt. Sie werden verraten: Nur durch den Schulterschluss zwischen Konservativen und Nazis konnte der Rechtsextremismus in Deutschland die Macht an sich reißen. So war es damals. So kommt es wieder.“
Es ist allgemein bekannt, dass sich in der Partei der geldgierigen Mitte noch nie irgendwer für irgendwas geschämt hat. Aber vielleicht bleibt ja doch irgendwann irgendeinem Sykophanten der CDU beim Anblick des Denkmals die tägliche Mittagswurst im Halse stecken und es heißt dann an seiner Bronzestatue: „Hätte ja brandmauern können. Selbst Schuld.“ -
Samstag, 06.12.2025
Am 23. November veranstaltete die baden-württembergische AfD einen Landesparteitag in Hechingen und beschloss dort ihr Wahlprogramm für die kommende Landtagswahl. Die Landesliste war bereits beim Parteitag in Heilbronn gewählt worden und auch die meisten Wahlergebnisse für die DirektkandidatInnen der einzelnen Wahlkreise wurden inzwischen bekannt gegeben.
Im Wahlkreis Freiburg II wurde der Freiburger AfD-Stadtrat Karl Schwarz als Direktkandidat aufgestellt, sein Stellvertreter ist Niklas Harang. Schwarz posierte beim Gründungsparteitag der AfD-Jugendorganisation in Gießen demonstrativ mit Kubitschek, Höcke, Helferich und Paul. Im Wahlkreis Freiburg I tritt Sebastian Ruth als Direktkandidat an, Werner Schneider ist der stellvertretende Kandidat. Ruth beteiligte sich in den letzten Jahren regelmäßig an AfD-Infoständen und an Schwurbel- und Piusbruder-Aufmärschen in Freiburg.
Die Freiburger AfD bewirbt inzwischen Veranstaltungen im Wahlkreisbüro der AfD-Bundestagsabgeordneten Martina Kempf in der Bismarckallee 2a in Freiburg. Zuletzt referierte dort der AfDler Volker Kempf aus Breisach zur „sozialen Marktwirtschaft“ und die AfDlerin Susanne Heitzler von der Firma „Secupart“ aus Gundelfingen zum Thema „Rentenproblematik“. Neben dem städtischen Büro der AfD-Gruppe im Freiburger Gemeinderat in der Erasmusstraße 16 steht der Freiburger AfD damit ein weiteren Raum zur Verfügung - mit privatem Vermieter. -
Sonntag, 07.12.2025
Der Nazibursche John Hoewer von der „Kölner Burschenschaft Germania“, der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ und der „Magdeburger Burschenschaft Germania“ in der „Deutschen Burschenschaft“ darf nach einer Absage in Rheinland-Pfalz nun im deutlich rechteren Sachsen sein Referendariat machen. Die CDU-Justizministerin will nun laut Spiegel dagegen klagen:
„Hintergrund ist eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Bautzen von Anfang November. Die Richter hatten einen Anwärter für den juristischen Vorbereitungsdienst vorläufig zugelassen, obwohl er Vorstandsmitglied des Vereins »Ein Prozent e.V.« war, sich in der inzwischen aufgelösten Jungen Alternative (JA) engagierte und Verbindungen zur »Identitären Bewegung« unterhielt.“
Der Grund für das freistaatliche Nazi-Eldorado sind die faschismusfreundlichen Gesetzesauslegungen des obersten Gerichts:
„Doch die Lage in Sachsen ist kompliziert, weil der Sächsische Verfassungsgerichtshof im Oktober 2022 klare Regeln aufstellte für mögliche Zweifel an der Verfassungstreue eines Bewerbers. Es sind Auslegungsregeln, die in anderen Bundesländern so nicht gelten. Demnach kann es in Sachsen nicht reichen, dass der Kandidat im rechten Milieu aktiv ist. Er muss sich beim Bekämpfen der freiheitlich demokratischen Grundordnung auch strafbar gemacht haben. Dies war im aktuellen Fall nicht gegeben.“
Presse (zu Hoewers Zulassung): LTO | Verfassungsblog | t-online | Sächsische Zeitung | Katapult | Kreuzer -
Montag, 08.12.2025
Der Bundestag hat mit der CDU/CSU/SPD-Mehrheit beschlossen, dass die Bundesregierung zukünftig alleine entscheiden darf, ob ein Land als „sicherer Herkunftsstaat“ gilt. In der Vergangenheit wurde oft monatelang erbittert öffentlich darüber gestritten, ob die Sicherheitslage in Länder ausreichend für Abschiebungen ist oder nicht. Nun können diese Entscheidungen par ordre du mufti gefällt und verkündet werden, eine Zustimmung durch Bundestags und Bundesrat ist nicht mehr notwendig. Die Kritik der CDU/CSU an ihrem eigenen Außenminister Wadephul, nachdem dieser eine Rückkehr an zerstörte Orte in Syrien derzeit ausschließt, lässt vermuten, dass die CDU/CSU sich bei der Klassifikation statt von christlicher Barmherzigkeit eher von rechtsradikaler Xenophobie leiten lässt.
Zudem wurde beschlossen, Geflüchteten zukünftig keinen Pflichtanwalt mehr zu stellen. Damit können Geflüchtete sich bei Anordnung von Abschiebehaft nur dann mit einem Rechtsbeistand wehren, wenn sie über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen. Eine Berufungsinstanz, um Urteile überprüfen zu können, ist auch weiterhin nicht vorgesehen. Das menschenfeindliche Abschiebesystem wird somit noch um eine klassistische Komponente erweitert. Um der AfD das Wasser abzugraben, versuchen sich CDU und SPD als die besseren Rechtsradikalen zu präsentieren.
Presse: DLF | t-online | Spiegel -
Dienstag, 09.12.2025
Die Piusbrüder planen am 13. Dezember 2025 in „Glaubensfest“ in Friedrichshafen. Anlass ist das 50. Priesterjubiläum des Piuspfaffen Franz Schmidberger, dem Gründer der „Katholischen Jugendbewegung“ (KJB), der Jugendorganisation der rechtsradikalen Katholikensekte. Die Veranstaltung soll in Halle A2 der Messe Friedrichshafen stattfinden. Unter anderem ist „eine Podiumsdiskussion mit den drei bisherigen Generaloberen sowie dem deutschen Distriktoberen“ geplant. Neben Schmidberger sind das Bernard Fellay und Davide Pagliarani sowie der „Distriktobere des deutschen Distrikts“ Stefan Pfluger. Von 1982 bis 1994 war Schmidberger nach dem Gründer Henri Lefebvre der zweite „Generalobere“ der Sekte. Unter Schmidberger wurden entgegen des expliziten Willen des damaligen Papstes vier Priester geweiht, darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson, und es wurden wie unter Katholiken üblich Kinder missbraucht.
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Mittwoch, 10.12.2025
In den drei Jahren 2023, 2024 und 2025 wurde der „Coburger Convent“ (CC) von Autonomen Antifagruppen in Zusammenarbeit mit lokalen Antifas, zivilgesellschaftlichen Verbündeten und politischen Bündnissen in Coburg und anderen Städten konzertiert angegriffen. Der Angriff war so heftig und entblößend, dass für den Verband und das Wissen über ihn gilt: Es gibt ein Davor und es gibt ein Danach.
Dank antifaschistischer Aufklärungsarbeit ist der CC mittlerweile bekannt wie ein buntbesäbelter Fackelträger: Das sind doch die Nazis aus Coburg! Sind das nicht Burschen? Nein. Es sind Landser und Turner. Nicht nur aus Coburg. Aber am Ende saufen und fechten sie alle fürs Vaterland und stammen von Nazis ab. Wir haben den Ablauf der Kampagne im Sommer 2025 im zehnten unserer Communiqués gegen den CC dokumentiert.
Aus Erfahrung wissen wir: Unsere Communiqués wirken mitunter mehrfach. Oft unmittelbar. Dann setzen sie „Kongressbeauftragte“, „Präsidierende“ oder Asylrichter ab. Oder bewirken Verurteilungen. Aber eine andere Wirkung kommt später. Und langsamer. Erst unmerklich verfinstern sich Kontakte, schwinden Sympathien und dann Möglichkeiten. Der CC bekommt den Ruf, den er verdient. Aber falls nicht, werden wir nachtreten.
Die drei „Pfingstkongresse“ werden in Coburgs Annalen als turbulent und einschneidend, aber durchaus unterhaltsam eingehen: Schollmeyers tiefer Fall, das Jahr ohne „Präsidierende“ und die Verbindungen der Schüler. Den Erfolg der Kampagne wird vermutlich niemand bestreiten, am allerwenigsten der „Coburger Convent“ selbst.
Dabei hat der CC noch Glück gehabt, denn weitaus schlimmer erging es der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) vor 14 Jahren. Die DB wurde von 2011 bis 2014 ebenfalls drei Jahre lang von Autonomen Antifagruppen konzertiert angegriffen. Aber anders als beim CC bezweckte der Angriff auf die DB deren Spaltung. Deshalb haben sie ihn damals nicht bemerkt, nur gespürt.
Mit der „Coburger Herbstdebatte“, der Kampagne „Für ein Recht auf Asyl“ und der „Marburger Herbstoffensive“ gab es drei erfolgreiche und eigenständige Unterkampagnen. In Marburg hat Stadt, Land, Volk mit den Angriffen auf die Fechtinfrastruktur zum Auftakt und die Studentenhistorikertagung zum Abschluss zweimal hart zugeschlagen. Und das Duell ist noch nicht ausgefochten. In Hamburg und in Darmstadt ging es gegen die Landser und in Jena werden Duelle dokumentiert. Alles wie immer.
Und Coburg? Nette Stadt, wirklich, auch schön anzusehen. Wir haben als Kurierin mit Chuzpe so manche Freundschaft geschlossen. In Coburg fanden wir eine Zivilgesellschaft, die um die NS-Geschichte ihrer Stadt ringt und gegen ein Wiedererstarken der Nazis kämpft. Nur braucht es manchmal einen Blick von außen, um die eigenen Nazis als solche zu erkennen.
Die Erfolge der Kampagne wären nicht ohne die vielen Bündnisse und Verbündeten möglich gewesen, die wir zu ihrem eigenen Schutz nicht näher benennen. Wir sagen danke und bleiben wachsam, ihr sowieso.
Unseren Quellen sagen wir: Bisher hat sich noch niemand bei uns beschwert, dass wir sein Bedürfnis nach Rache nicht befriedigen konnten. Und ja, auch nicht das ehrliche Bedürfnis nach Aufklärung und Warnung vor dem virulenten Faschismus im CC. Haltet ihr euch an euren Teil der Abmachungen, dann halten wir uns an unseren. Ihr wisst ja, was ein Lebensbund ist:
Einmal Kampf dem CC heißt immer Kampf dem CC! -
Donnerstag, 11.12.2025
In Österreich ging am 3. Dezember 2025 der Prozess um das „Aula“-Magazin vor dem Straflandesgericht Graz mit einem Schuldspruch gegen den Chefredakteur Martin Pfeiffer zu Ende. Wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung und Verharmlosung des Nationalsozialismus muss Pfeiffer vier Jahre in Haft, sollte das Urteil rechtskräftig werden. Eigentlich wären es fünf Jahre gewesen, aber wegen der langen Verfahrensdauer von sieben Jahren wurde Pfeiffer ein Jahr erlassen.
Das Besondere an dem Prozess war, dass Pfeiffer für die jahrelangen wesensprägenden rechtsradikalen Inhalte seines Magazins verurteilt wurde. Angeklagt waren rund 300 Textpassagen, die in der „Aula“ von 2005 bis 2018 erschienen sind. Der Standard zur Anklage: „Nazikämpfer und die Wehrmacht seien unverhohlen glorifiziert worden. Zudem sei einer biologistisch-nationalsozialistische ,Rassentheorie‘ gehuldigt und vor einer ,Judaisierung‘, einer ,Weltverschwörung der Juden‘ gewarnt worden.“
Das 1951 gegründete Nazi-Magazin wurde 2018 eingestellt, nachdem die FPÖ ihre Unterstützung beendet hatte. Als Nachfolgeblatt gilt das rechtsradikale „Freilich“-Magazin des ehemailigen FPÖ-Gemeinderats Heinrich Sickl aus Graz.
Presse: Standard | Kleine Zeitung | Krone | OÖNachrichten | Der Grazer -
Freitag, 12.12.2025
Der Europa-Park im baden-württembergischen Rust ist nicht nur umsatzstarker Steuerzahler im Ortenaukreis, er ist auch Sponsor des SC Freiburg und Namensgeber des nigelnagelneuen und sündhaft teuren Freiburger Fußball-Stadions – gekaufte Ehre auf Zeit. Untrennbar mit dem Europa-Park verknüpft ist der Name Roland Mack, dem stolzen Mitgründer und Geschäftsführer des Europa-Parks.
Er ist einer jener südbadischen Patriarchen, denen ihre Gutsherrenart hier ein Stück weit zugestanden wird. Eine gewisse Freiheit im Umgang mit Themen, die sie ganz persönlich bewegen. Seien es der Kampf gegen Blumenkübel zur Verkehrsberuhigung oder die Normalisierung der „Alternative für Deutschland“.
Im Windschatten der „UnternehmerInnen schleifen Brandmauer“-Bewegung nutze Roland Mack, obschon selbst kein Verbandsmitglied, am 26. November ein Forum des Südkuriers in der Singener Stadthalle für seine AfD-Werbung. Das hatte Konsequenzen, wie die Badische Zeitung über ein Spiel im Freiburger Stadion am 3. Dezember schreibt:
„Die Botschaft war unmissverständlich: ,@Mack: Wer mit Faschisten spricht ist Teil des Problems. Verpiss dich!‘ Mitglieder der Freiburger Ultra-Gruppierung ,Immer wieder Freiburg‘ (IWF) hatten ein Banner mit dieser Aufschrift hochgehalten, am vergangenen Mittwoch auf der Südtribüne des Europa-Park-Stadions beim DFB-Pokalspiel gegen Darmstadt 98.“
Zwar titelt die BZ „SC-Sponsor: Europa-Park-Chef Mack dementiert Gesprächsbereitschaft mit der AfD“ und untertitelt das dann auch noch mit „Europa-Park-Chef Roland Mack distanziert sich in einem Statement von der AfD.“ Das gibt der dann folgende Artikel aber nicht her. Auch nicht die vielen anderen BZ-Artikel, die so viel Gutes über den Europa-Park zu berichten wissen. Macks Reaktion auf das Banner der Ultras laut BZ:
„Der Waldkircher, der mit seinem Unternehmen ,Europa-Park‘ das Stadionnamensrecht beim SC Freiburg hält, sah seine Aussagen in der Berichterstattung über das Singener Forum aus dem Zusammenhang gerissen. Auf BZ-Nachfrage äußerte sich Mack wie folgt: ,Wir müssen miteinander reden – über Positionen, über Sorgen, über Überzeugungen. Das bedeutet jedoch ausdrücklich nicht, dass ich selbst Gespräche mit AfD-Politikern führen wollte, will oder je geführt habe. Hier besteht kein Interesse und keine Veranlassung.‘ -
Samstag, 13.12.2025
Alle kennen doch einen solchen Ort. Das Sachsen des Ostens. Ein Ort, an dem alles noch etwas schlimmer ist. Das Bayern des Westens. An dem die Menschen einfach skrupelloser sind. Das Österreich des deutschen Sprachraums. Wo sie rechter wählen, weil sie rechter sind. Die Steiermark Österreichs. Es gibt da einen Ort in der Steiermark, der füllt ganze Schlagwörter: Graz.
Hier hat kürzlich das Oberlandesgericht den Oststeirer Nazi Bernhard Burton, der im „Thiazi“-Forum als „Reichsjunge“ firmierte, zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Burton war im Juli 2025 vom Grazer Landesgericht wegen NS-Wiederbetätigung von Geschworenen verurteilt worden. Allerdings nur zu drei Jahren Haft, wogegen der Trottel auch noch Berufung einlegte.
Als Beweise im Prozess dienten die zahlreichen NS-Devotionalien, die bei einer Razzia gefunden wurden. Die Razzia bei Burton wiederum ging auf eine Anzeige der antifaschistischen Rechercheplattform Stoppt die Rechten zurück. Burtons andauernde Nazigesinnung konnte durch den Antifa-Hack des schwedischen „Midgard“-Shops Ende 2023 belegt werden. -
Sonntag, 14.12.2025
Exif Recherche hat einen ausführlichen Bericht über die rechtsradikale Buchmesse „Seitenwechsel“ in Halle veröffentlicht: Inside «SeitenWechsel» – Verdeckt auf der extrem rechten Buchmesse:
„Am 8. und 9. November 2025 fand in Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt erstmals die Buchmesse «SeitenWechsel» statt. Die Veranstaltung inszenierte sich als Gegenmodell zu etablierten Buchmessen und bot so einem breiten rechten Spektrum eine Plattform – von bürgerlich-konservativen Strömungen, über Initiativen aus der sogenannten Neuen Rechten, bis hin zu extrem rechten und neonazistischen Organisationen. Die Veranstaltung vereinte Milieus, die im öffentlichen Raum selten so offen sichtbar nebeneinander auftreten. Nach Eigenangaben besuchten mehr als 6.000 Menschen die Messe.
Schon im Vorfeld entlarvte der Organisations-Kreis der Buchmesse, was sie unter Meinungs- und Pressefreiheit verstehen, denn nur in Begleitung und unter Kontrolle von Aufsichtspersonen sollten sich ausgewählte Journalist*innen in der Messehalle bewegen dürfen. Foto- und Filmaufnahmen waren grundsätzlich untersagt. Eine kritische Berichterstattung sollte systematisch verhindert werden. Frei bewegen konnten sich hingegen die rechten Medien-Projekte «Utopia TV», «Auf 1 TV» und «Schmidtkes Welt» – ein YouTube-Projekt des langjährig aktiven Neonazis Sebastian Schmidtke, der noch 2024 für «Die Heimat» (ehemals NPD) kandidierte. Nur die eigenen, wohlwollend inszenierten Bilder sollten von der Messe nach draußen gelangen.“
Auch eine umfangreiche Bilder-Galerie aus dem verdeckt gedrehten Material wurde online gestellt:
„Mit dem Einsatz einer versteckten Kamera sollte diese Strategie der Selbstverharmlosung gebrochen und der interessierten Öffentlichkeit ein kritischer Blick auf das extrem rechte Event ermöglicht werden. Anhand des vorliegenden Video-Materials können im folgenden Personen und Zusammenhänge vorgestellt werden, die bislang unentdeckt blieben, in der Summe für eine analytische Betrachtung der Buchmesse allerdings relevant sind.“
Über die Messe-Organisatorin Susanne Dagen und die offen auftretenden rechtsradikalen Gäste – von Hans-Georg Maaßen und Helmut Roewer über Götz Kubitschek, Philip Stein, Dubravko Mandic und Dieter Stein bis hin zum Kabarettisten Uwe Steimle – wurde bereit berichtet.
Aber einige der Teilnehmer wollten lieber nicht erkannt werden: Der als „Shlomo Finkelstein“ bekannte Youtube-Troll Aron Pielka vermummte sich während seines Auftritts vergeblich mit einer weißen Skimaske.
Auch prominente Neonazis nahmen als Aussteller und Besucher an der Messe teil: Pierre Dornbrach alias „Peter Steinborn“ und Paul Rzehaczek vom „MetaPol"-Verlag, an deren Stand auch Björn Clemens, der IB-Mitgründer Alexander Markovics, der Berliner Nazi Steffen Nickel und der Nazi-Autor Peter Feist auftauchten. Den Stand des „Freie Sachsen“-Magazins „Aufgewacht!“ betreuten Michael Brück und der Chemnitzer Robert Andres, anwesend war dort auch der NPD- bzw. „Die Heimat“-Funktionär Ronny Zasowk. Am Stand seines „Zeitenstrom Antiquariats“ verkaufte Heinrich Mahling SS-Literatur. Als Messebesucher fielen Henrik Ostendorf, Roland Wuttke und Manfred Dammann aus Niedersachsen auf: „Er war langjähriger Stratege und Funktionär der NPD, und gilt als Initiator des heutigen Neonazi-Zentrums «HeimatHof» (ehemals «Hof Nahtz») im niedersächsischen Eschede. Aktuell ist Dammann Mitbetreiber des YouTube-Kanals «Nordland TV», unter den beliebtesten Videos findet man dort den Beitrag „Ursula Haverbeck gibt nicht auf – Neue Chance im Rechtskampf“. Am Stand des Neonazi-Verlags «Lesen & Schenken», betrieben von Dietmar Munier mit Sitz in Martensrade (Schleswig-Holstein), fand sich in Halle wiederum der langjährig aktive NPD-Funktionär Jens Lütke neben Guido Kraus ein, dem ehemaligen Chefredakteur der «Deutschen Militärzeitschrift» (DMZ), die auch mit einem Stand vor Ort war.
Als Messebesucher unterhielt sich Stefan „Björn“ Ulbrich vom „Arun-Verlag“ mit Ellen Kositza. Auch Andreas Groh war als Messebesucher in Halle: „Groh entwickelte sich in den letzten Jahren als lokaler Funktionär der Neonazi-Partei «Der III. Weg», für die er vor allem bei bundesweiten Aufmärschen im Ordnerdienst tätig ist. Mit Malwig Stelter aus dem Raum Berlin konnte ein weiteres gewaltaffines Mitglied der Neonazi-Partei auf der Messe in Halle festgestellt werden.“
Till Weckmüller betreute zusammen mit Max Leonard Hülsenbeck von der „Danubia München“ den Stand von Dubravko Mandics Anwaltskanzlei: „Mit Mandic referierte Weckmüller auf der Messe zudem zum Thema „Juristische Aufrüstung in Zeiten zunehmender Repression und Mobilmachung“. Auf diesen Vortrag machte Mara Miosga aus Dessau (Sachsen-Anhalt), gemeinsam mit Aktivistinnen der «Jungen Nationalisten», im Eingangsbereich der Messe durch das Verteilen von Flyern aufmerksam.“
Auch „Hammerskins“ nahmen an der Buchmesse teil: Auf einem Livestream war Tino Marx zu sehen, in Begleitung des NSBM-Produzenten Hendrik Möbus. Auch Steffen Hupka, inzwischen völkischer Siedler, besuchte die Messe. Michael Schäfer von „EinProzent“ betrieb den Stand seines Verlags „Hydra Comics“ und betreute dort den Münchner Zeichner Gerhard Schlegel, der das Pseudonym „Rango Wohlgemut“ nutzt. Am „EinProzent“-Stand trieben sich die Chemnitzer Nazis Benedikt Kaiser und Tom Zimmermann herum. Alexander Deptolla traf auf der Messe die österreichischen „Identitären“ Yannick Wagemann und Johnny Mühlmann. Der Stand der deutschen „Identitären“ wurde von Vincenzo Richter und Maximilian Märkl betrieben. Der „Identitäre“ Till-Lucas Wessels war gemeinsam mit der Inhaberin Claudia Maria Schlegl am Stand des Verlags „klein & ehrlich“ zu finden, für den er als Autor schreibt. Und am Stand des IB-Portals „Blitzwissen“ zeigte sich der Wiener Stefan Kreuzwirt gemeinsam mit Linus Ammer vom völkischen „Alberich-Verlag“.