-
Montag, 01.12.2025
Roland Mack, der Gründer des „Europa-Parks“ in Rust, hat am 26. November bei einer Veranstaltung des „Südkuriers“ (Archiv) in der Singener Stadthalle für die AfD geworben. Als „einer der führenden Familienunternehmer im Land“ stellt sich Mack damit hinter den „Verband der Familienunternehmer“, der zu seinem „Parlamentarischen Abend“ in einer Niederlassung der „Deutschen Bank“ in Berlin erstmals auch Vertreter der „Alternative für Deutschland“ eingeladen hatte.
Die Verbandssprecherin Marie-Christine Ostermann verteidigte ihre AfD-freundliche Positionierung im Handelsblatt: „Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann sagte dem Handelsblatt, das ,Kontaktverbot‘ zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei mit dem jüngsten Parlamentarischen Abend Anfang Oktober aufgehoben worden. In mehreren Landesverbänden habe es ohnehin ,diese Art der Brandmauer noch nie gegeben‘. Dem Verband gehören 6.600 Unternehmerinnen und Unternehmer an. Für rund 180.000 Unternehmer sieht sich der Verband als Interessenvertretung.“
Nach scharfer öffentlicher Kritik am Fall der unternehmerischen „Brandmauer“ haben namhafte Firmen wie Rossmann, Vorwerk und Fritz-Cola den Familienunternehmerverband verlassen. Als Reaktion bezeichnete Osterman ihren Flirt mit den Nazis als „Fehler“: „Wir erkennen an, dass sich diese Einladung als Fehler erwiesen hat und nicht zu dem geführt hat, was wir beabsichtigt haben.“ Während selbst Unternehmen, die Gespräche mit der AfD befürworten, sich zumindest öffentlich von deren Positionen distanzieren, kämpft Roland Mack weiterhin für eine Normalisierung der AfD. -
Dienstag, 02.12.2025
Der Standard hat am 18. Oktober 2025 eine umfangreiche Recherche zu Reinhard Rade veröffentlicht. Der aus Innsbruck stammende Rade war „DDR-Beauftragter“ der rechtsradikalen REP-Partei und wurde als Söldner unter anderem im Bosnienkrieg zum Millionär. Der „kroatische Unabhängigkeitskrieg“ endete mit der extrem brutalen „Operacija Oluja“, bei der mehrere hundert serbische ZivilistInnen ermordet wurden und durch die Hunderttausende fliehen mussten.
„Rade soll laut einem Bericht des deutschen Militärgeheimdiensts (MAD) andere für den Kriegseinsatz angeworben haben. Viele Söldner kehrten vermögend zurück. ,Beute als Sold‘, titelte die Zeitschrift des österreichischen Innenministeriums im Jahr 1994.“
Ganz offen haben die Nazis ihre damaligen Plünderungen dokumentiert: „Ausländische Freiwillige, Deutsche Delf Katzig und Andreas Buder, Mitglieder der 101. HVO-Brigaden, gefilmt beim Häuserputzen, nach der Besetzung von Vučilovac (Bosanska Posavina)“. Das Wort „Häuserputzen“ ist ein Euphemismus für systematische Plünderungen ziviler Gebäude, nachdem die BewohnerInnen ermordet oder vertrieben wurden – eine Quelle von Rades Reichtum.
Nach dem Krieg ging der Marodeur und Kriegsverbrecher nach Sachsen: „Rade kaufte nach seiner Rückkehr aus Kroatien in Leipzig Immobilien, sein Umfeld stieg ins Geschäft mit ausgedienten Rüstungsgütern der Bundeswehr ein und expandierte auch ins Ausland. An seiner Seite steht bis heute eine weitere Figur des Rechtsextremismus in Österreich: Hans Jörg Schimanek junior.“
Hans-Jörg Schimaneks Bruder René Schimanek war bis vor Kurzem noch Büroleiter des österreichischen FPÖ-Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz von der „Wiener Burschenschaft Libertas“ in der „Deutschen Burschenschaft“.
„Hans Jörg Schimanek junior war in den 1990ern Führungskader in Gottfried Küssels Volkstreuer außerparlamentarischer Opposition (Vapo). Man übte Wehrsport: Ein Video zeigt, wie Schimanek das lautlose Töten von Gegnern demonstrierte. Küssel und Schimanek mussten in Haft, nach seiner Entlassung ging Schimanek zu Rade nach Ostdeutschland.
Dort schlossen offenbar Schimaneks Söhne an das Werk ihres Vaters an. Im November 2024 wurden sie als Mitglieder der ,Sächsischen Separatisten’ verhaftet. Die deutsche Bundesanwaltschaft hat Ende August wegen Rechtsterrorismus Anklage eingebracht.“
Für Militärübungen von Naziterroristen wie den „Sächsischen Separatisten“ hat Reinhard Rabe Teile der kroatischen Insel Šipan nordwestlich von Dubrovnik gekauft, auf der sich noch Verteidigungsanlagen wie Kasernen und Tunnel der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg befinden:
„Im Sommer 2021 waren die nun angeklagten Jörg und Jörn Schimanek, dessen Freundin sowie zwei Freunde unterwegs zur Insel. Zur Vorbereitung des Trips teilte Jörn Schimanek eine Packliste. Auf ihr: Tarnkleidung, ,basic tools‘, Stiefel, Isomatte, Schlafsack, Tarp (Plane) und Paracord (Seil). Die Einwohner der Insel wollen auch französisch sprechende Männer beobachtet haben, die bei Rade zu Gast waren.“
Rade und sein deutsches Umfeld schaffen so eine abgeschottete Ausbildungsstätte für europäische Nazis – weit weg von deutschen Waffengesetzen:
„Fakt ist, dass das Umfeld von Rade Immobilien und Grund auf der Insel kauft. Zunächst ein Haus, dann 2018 das wichtigste Hotel der Insel. Als Käufer scheint die Hotel Šipan GmbH auf. Als deren Gesellschafter eingetragen sind Rades Ehefrau [Ines Große] – eine Juristin – sowie ein weiterer Deutscher.
Später übernimmt die ,Getränkefirma‘ Ombla-Ragusa das Hotel, auch dieses Unternehmen ist auf Rades Ehefrau eingetragen. Direktor des Hotels mit über 75 Zimmern und 132 Betten ist Julius [Fritz] aus Bad Tölz, der sich in Rades Umfeld bewegt.“ -
Mittwoch, 03.12.2025
Das Erlanger Kulturzentrum „E-Werk“ hat der „Burschenschaft Germania Erlangen“ die Nutzung des „Redoutensaals“ untersagt. Das findet die „Junge Union“ in Erlangen nicht so gut, denn das „E-Werk“ wird zu einem Viertel mit öffentlichen Geldern gefördert – nicht jedoch der „Redoutensaal“. Die JU spricht von „politischer Willkür“, doch das ist einigermaßen unverständlich. Die Entscheidung, mit einem „pflichtschlagenden“ Männerbund, dessen „Burschen“ 2023 fast zwei andere Korporierte erschlagen hätten, keine Geschäftsbeziehungen einzugehen, ist das genaue Gegenteil von Willkür. Das sieht auch Oberbürgermeister Florian Janik so, der auf die Unabhängigkeit des soziokulturellen Zentrums hinwies.
Die „Germania“ wollte 2026 in dem Saal ihr „200. Stiftungsfest“ feiern. Darin eingeschlossen: Die Verbrechen der „Germanen“ im „Freikorps Epp“ und im „Freikorps Oberland“ sowie ihre Beteiligung am Holocaust als „Kameradschaft Wilhelm Gustloff“. Schlechte Verlierer, die sie sind, haben die Burschenschafter einen Hilferuf geschickt – an den Oberbürgermeister und alle Stadtratsfraktionen (außer der AfD). Geantwortet haben nur der OB (abschlägig) und die CSU (affirmativ). Keiner in Erlangen will der „Burschenschaft“ Räume vermieten, niemand (außer der CSU und der AfD) mag sie: So sieht gesellschaftliche Isolation aus. -
Donnerstag, 04.12.2025
Der Bundesgerichtshof entscheidet bis zum 26. Januar 2026 darüber, ob die Nazigruppe „Knockout 51“ aus Eisenach nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine terroristische Vereinigung war. Für lediglich kriminell hielt das Oberlandesgericht Jena in seinem Urteil vom April 2025 die Gruppe, obwohl die Nazis gezielt Notwehrsituationen schaffen wollten, um Antifas zu ermorden. Als Nazianwälte traten Steffen Hammer (Komponist des NSU-Soundtracks), Andreas Wölfel („Alter Herr“ der „Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth“ in der „Deutschen Burschenschaft“) sowie Benedict Heiermann auf.
-
Freitag, 05.12.2025
Die Politgruppe Zentrum für Politische Schönheit erinnert mit einem CDU-Denkmal an den Mord an Walter Lübcke am 2. Juni 2019. Genau sechseinhalb Jahre nach dem Nazimord wurde am 2. Dezember 2025 vor der Berliner CDU-Zentrale eine per Crowdfunding finanzierte Bronzestatue von Lübcke aufgestellt: „Gestiftet von der deutschen Zivilgesellschaft“.
Mit der Aktion, welche die CDU leicht erwartbar schwer getroffen hat, will die Gruppe gegen die Zusammenarbeit von CDU und AfD protestieren. Denn Walter Lübckes Mörder Stephan Ernst war AfD-Spender: „Demokratien werden nicht gestürzt. Sie werden verraten: Nur durch den Schulterschluss zwischen Konservativen und Nazis konnte der Rechtsextremismus in Deutschland die Macht an sich reißen. So war es damals. So kommt es wieder.“
Es ist allgemein bekannt, dass sich in der Partei der geldgierigen Mitte noch nie irgendwer für irgendwas geschämt hat. Aber vielleicht bleibt ja doch irgendwann irgendeinem Sykophanten der CDU beim Anblick des Denkmals die tägliche Mittagswurst im Halse stecken und es heißt dann an seiner Bronzestatue: „Hätte ja brandmauern können. Selbst Schuld.“