In der Ausgabe 2023/2 des frei zugänglichen „CC-Magazins“ zieht der „Coburger Convent“ sein Fazit des Pfingstkongresses 2023. Im Großen und Ganzen ist es vernichtend.
Immerhin hält die neue „Präsidierende“ die Fahne hoch. Allerdings zeigen die Burschen der „Landsmannschaft Thuringia Berlin“ in ihrem „1. Präsidialbrief“, wie sehr sie aus der Zeit gefallen sind. Als Schwerpunkt haben die „Thüringer“ den Kampf gegen die Corona-Maßnahmen erkoren. Sie seien schließlich „persönlich betroffen“ gewesen – damals, „während der langen Vorlaufzeit auf ihr Präsidialjahr“.
Heute darf man ja nicht mal mehr Hitler grüßen: „Insbesondere die Meinungsfreiheit wird als immer stärker eingeschränkt wahrgenommen; der in der Öffentlichkeit akzeptierte Meinungskorridor wird immer enger.“ Wes Geistes Kind sie sind, bleibt auch ansonsten unzweifelhaft: „Gerade wir Waffenstudenten können durch unsere Standhaftigkeit eine Inspiration für all jene sein, die nicht das Privileg hatten, ihren Mut durch das Fechten von Mensuren zu stählen.“ So wie Andreas Galau, „Alter Herr“ der „Thuringia“ und Mitglied der „Vereinigung Alter Herren des Coburger Convents Berlin“. Sein Weg führte über die CDU, die „Republikaner“ und die FDP bis zum Vizepräsidenten des brandenburgischen Landtags für die AfD.
Ties Reese, der Altherren-Vorsitzende der „Thuringia Berlin“, zetert gegen „immer wieder auftretenden wütenden und verleumderischen Anfeindungen durch politische Randgruppen“ und wäscht die eigene Geschichte rein: „Wir lösten die aktive Landsmannschaft auf und auf unserem Haus wurde die NS-Kameradschaft „Siebenbürgen“ einquartiert, die keine Korporation war und auch nicht sein wollte; der Kontakt zu den Mitgliedern der Kameradschaft war entsprechend gering. Das Verhältnis war so schlecht, dass wir uns 1941 von der Kameradschaft trennten und daraufhin das Haus zwangsweise verkaufen mussten.“
Für einen CC-Jubiläumsband 2018 findet sich im Beitrag „Das studentische Kameradschaftswesen im Bereich von
Deutscher Landsmannschaft (DL) und Vertreterconvent (VC)
der Turnerschaften an den deutschen Hochschulen 1937 bis 1945“ allerdings ein Eintrag „Berlin – ,Siebenbürgen‘ – Thuringia“ in der Rubrik „Kameradschaften und Altherrenschaften der Deutschen Landsmannschaft (DL)“. Im Gegensatz zur „Thuringia“ mahnt der Autor Bernhard Grün die „konkrete Übernahme geschichtlicher Verantwortung für die eigene Vergangenheit“ an:
„Die inhärente Problematik einer Betrachtung und Wertung von Verbandsgeschichte nach 1936 ausschließlich nach dem Kriterium des eigenen Traditionszusammenhangs, also die Frage, in welchem inneren Verhältnis die nach flächendeckender Ausschaltung der Korporationen 1935/36 gebildeten Kameradschaften des NSD-Studentenbundes zu den früheren eigenen Bünden zu sehen sind, liegt auf der Hand: So wie bereits die Korporationen in den Jahren der Weimarer Republik unter keinen Umständen rein und unbefleckt die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus hatten bestehen können, sind noch viel mehr die späteren Kameradschaften zunächst ein aus der Notwendigkeit des Augenblicks geborenes NS-Konstrukt und als die aus damaliger Sicht zeitgemäße und damit moderne Form studentischen Zusammenlebens nicht zu lösen aus diesem Zusammenhang.“
Wolfgang Kümper widerspricht in seinem Beitrag für den Jubiläumsband 2018 „Die Landsmannschaften und Turnerschaften im Übergang zu studentischen Kameradschaften während der Jahre 1933 - 1939“ ganz offen einer Geschichtsklitterung à la „Thuringia“:
„Es entsteht der Gedanke des studentischen ,Kameradschaftshauses‘. Wichtiger Eckpfeiler der Überlegungen [Andreas] Feickerts [vom ,Hauptamt für politische Erziehung - Amt für politische Schulung der Deutschen Studentenschaft‘] ist, dass die Studierenden auch nach der Zeit des Arbeitsdienstes als Studenten an der Hochschule in solchen Gemeinschaftsunterkünften zusammen bleiben sollen. Die Studenten sollen nach Ansicht von Feickert in Wohnkameradschaften einer strengen Disziplin unterworfen und sowohl politisch, körperlich, sowie wissenschaftlich erzogen werden. Eine Verwirklichung dieser Idee war damals allerdings nur möglich mit Hunderten von Häusern, die der DSt nicht besaß und auch niemals besitzen würde. Das Reichsfinanzministerium hatte eine finanzielle Unterstützung grundsätzlich abgelehnt. Deshalb schaut man in der Deutschen Studentenschaft auf die Korporationen, ,ohne deren Mitarbeit (...) das Konzept des Kameradschaftshauses zum Scheitern verurteilt [war]‘.“
Während die „Thuringia“ als Nazipräsidierende wohlgemut nach vorne schauen will, schaut der Rest des Verbands entsetzt zurück. Der CC-Vorsitzende Hubert Stech musste „bestürzt zur Kenntnis nehmen, dass die Qualität der Angriffe ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht hat: Nach den gut koordinierten und höchst professionell gesteuerten medialen Angriffen gingen die Aktionen der sogenannten ,Aktivisten‘ und ,Antifaschisten‘ in Coburg bis hin zu schwerer Brandstiftung und Körperverletzung gegen Verbandsbrüder.“
Die „Präsidierende“ während des „Pfingstkongresses“, die „Landsmannschaft Saxo-Suevia Erlangen“, illustriert die Auswirkung unserer Angriffe in den Monaten vor Pfingsten: „Ein gewisses Unwohlsein beschlich schon den einen oder anderen Coburgfahrer, da in den Tagen vor dem Kongress die Aktivitäten der Antifa Freiburg enorm zunahmen und deren ,Enthüllungen‘ Unangenehmes erahnen ließen.“ Nach drei weiteren „überwiegend sachlichen“ Communiqués „sah sich der Verband zum Handeln gezwungen“ und „der Kongressbeauftragte, Verbandsbruder Schollmeyer“, wurde abgesetzt.
Außerdem beschreibt die „Saxo-Suevia“ den Moment der gemeinsamen Erkenntnis, als mitten während des „Coburger Generalconvents“ der Bund des Täters ein Geständnis ablegte und damit den Inhalt unseres Communiqués bestätigte: „Zur Überraschung aller meldete sich der Altherrenvorsitzende der Landsmannschaft Niedersachsen auf dem CGC zu Wort und räumte ein, dass man den Täter in der Sache sehr wohl kenne.“
Der CC-Pressesprecher Martin Vaupel hält dem Verband eine Standpauke wegen mangelnder Beteiligung „junger Verbandsbrüder“: „Drei Pressekonferenzen rund um die Kongresse werden nicht ausreichen, die ausgezeichneten Communiqués der Antifa zu widerlegen und so eine andere Aufmerksamkeit auf den CC zu lenken.“ Aber mögen bitte schön die anderen voran gehen, der Herr Pressesprecher hatte gerade erst sein Waterloo: „Die Mitglieder des CC haben nichts zu verbergen, müssen aber gewappnet sein, weil die kleinste Ungenauigkeit von den Gegnern gnadenlos gegen den CC und seine Mitglieder verwendet wird. Man sieht das an den Vorwürfen in der Causa Hofbräuhaus, bei der man unterstellt, der CC hätte etwas verhindert, dabei hat der Vorstand investigativ die Sache vorangetrieben: am Ende waren ihm nur die Hände gebunden.“
Selbst im Text zu „Extremismus“ finden sich im „CC-Magazin“ anerkennende Worte für unsere Arbeit: „Auch wenn die Beschaffung der meisten Informationen durch die Antifa sicher juristisch nicht einwandfrei ist, muss man feststellen, dass deren Aufarbeitung schon seines Gleichen sucht. Die Darstellungen sind zumeist sehr sachlich, sehr gut strukturiert und haben eine Art ,Zeigefinger-Qualität‘, die in jedem Fall zur Selbstreflektion führt; selbst, wenn nicht alle Schlüsse richtig gezogen werden. Wie genau die Antifa hierbei vorgeht, zeigt der Hinweis vom 1. Juni 2023: ,Am Fackelmarsch des ,Coburger Convents‘ zum Coburger Marktplatz am Pfingstmontag, den, 29. Mai 2023, haben rund 1.050 Korporierte teilgenommen. Teilnehmerzahlen nach den von den Korporierten getragenen (Städte-)Schildern aufgeschlüsselt‘. Im Anschluss wurden dann alle OCCs unter Angabe der Teilnehmer angegeben. Das bedeutet auch, dass der CC nun weiß, dass nicht alle am Fackelzug teilnehmen, da sich im Festzelt deutlich mehr als die hier aufgezählten Teilnehmer befanden – möglich sind natürlich auch gewisse Ungenauigkeiten beim Zählen. Beim OCC Bielefeld wurde mit 9 Personen z.B. allerdings richtig gezählt.“
Es ist nachvollziehbar, dass „Prof. Dr. Eberhard Ehlers“, „Alter Herr“ der „Landsmannschaft Hercynia Jenensis et Hallensis“ und der „Alten Prager Landsmannschaft Hercynia zu Frankfurt“, Mitglied im „VACC Wiesbaden“, Jahrgang 1943, die Copy&Paste-Technik nicht beherrscht. Aber auch zu früheren Zeiten war es möglich, nicht laufend aus dem Gedächtnis falsch zu „zitieren“. Und zitiert hat der Herr Professor viel, denn er hat sich den „CC im Spiegel der Presse“ angesehen.
„Überrascht hat mich, wie schnell die Communiqués der Antifa, insbesondere der Autonomen Antifa Freiburg (AAF), den Weg in die regionale und überregionale Tagespresse finden und so das mediale Bild von uns Korporierten beherrschen.“
Und dieses Bild gefällt Ehlers gar nicht:
„Da bemüht man sich persönlich über 120 Semester unsere Korporationen und ihre Häuser offensiv als einen Ort darzustellen, an dem junge Menschen zu honorigen Persönlichkeiten heranreifen und sich lebenslang in eine Wertegemeinschaft integrieren sollen, und schon gerät man durch das rüpelhafte und trümmernde Verhalten während eines Treffens des Silberkartells in Freiburg im Oktober 2022 durch die randalierende Aktivitas der Landsmannschaft Thuringia Berlin, die das Gastrecht missbrauchte und vermeintlich verpönte Rufe in die Nacht hinausschrie, in Erklärungsnot und in die Defensive.“
Der „Alte Herr“ ist „konsterniert“ von Schollmeyers Verhalten, gar „sprachlos“ über den Leak eines Schreibens seines „Bundesbruder[s] Johannes-Richard Gödderz […] in einem Communiqué der Autonomen Antifa“ und „ein klein wenig perplex“, wie der „überregionale Fechtlehrgang des Coburger Convents“ vom „linken Recherchekollektiv ,Stand, Land, Volk‘ ins Visier genommen“ wurde: „Man darf schon ein klein wenig erstaunt sein, wie leicht solche Interna über unsere Veranstaltungen in die Öffentlichkeit gelangen.“ Zwar weit entfernt von der Wurzel des Problems ist Ehlers Ratschlag dennoch verständlich und einleuchtend: „Wir sollten einfach unseren Gegnern […] nicht noch die Munition liefern, mit der sie auf uns schießen.“
Ehlers empört sich sehr ob der modernen Zeiten: „Das Thema ,geleakte Mails‘, das seinerzeit für so viel Aufsehen sorgt, war Gegenstand vieler Gespräche während dieser Pfingsttage […] und wenn dann noch der CC-Pressesprecher, Verbandsbruder Martin Vaupel einräumt, dass der Inhalt der geleakten Mails authentisch und nicht getürkt ist, verliert man auch den letzten Rest seiner Illusionen in eine heile Korporiertenwelt.“
Eberhard Ehlers bestätigt die „Interna der Landsmannschaft Hercynia Jenensis et Hallensis“, was Vaupel gar nicht möglich war: „Der gesamte Schriftwechsel zwischen einem Paukanten mit meinem Mainzer Bundesbruder Cornelius Thora wird aufgelistet, so dass der gesamte Vorgang für jeden Außenstehenden nachvollziehbar ist. Der Antifa, die mich einerseits gerade viele Stunden meines Lebens kostet, kann ich anderseits aber ein Gespür für die umfassende Recherche nicht absprechen.“
Wer nicht weiß, der kann nur hoffen, so wie Eberhard Ehlers:
„Ich hoffe insgeheim, dass Antifa-Gruppen solche Mails ebenso wie vertrauliche Briefe auf unrechtmäßige Weise erhält und sie ihnen nicht auf fragwürdige Weise zugespielt werden. Whistleblower in den Reihen unserer Bünde, eine erschreckende Vorstellung!“