Eine parlamentarische Anfrage (als PDF) der Grünen im österreichischen Nationalrat mit internen Mails und Fotos von Nazis hat zum Rücktritt von Rene Schimanek geführt, dem Büroleiter des Nationalratspräsidenten der FPÖ: Walter Rosenkranz, seines Zeichens selbstherrlicher „Alter Herr“ der „Wiener Burschenschaft Libertas“ in der „Deutschen Burschenschaft“ (DB).
Die geleakten Nazimails und -Fotos sind solche der harten Sorte, sprich: offene NS-Verherrlichung, Indoktrination von Kindern, blanker Antisemitismus und dümmliche Hitlerverehrung. Zudem schrieb Rene Schimanek seine Mails aus dem österreichischen Parlamentsnetz, was seine Verteidigung verunmöglichte.
„Der direkte E‑Mail-Kontakt mit mindestens zwei Personen (Hans Jörg Schimanek jun., Sprengstoffexperte Mag. Dr. Alfred Kappl), die aktuell in den Akten der deutschen Behörden wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer rechtsterroristischen Vereinigung geführt werden, wirft ein anderes Licht auf René Schimanek.“
Die Rede ist von Rene Schimaneks Bruder Hans Jörg Schimanek (junior, senior ist tot), einem Finanzier der Naziterroristen der „Sächsischen Separatisten“ (SS). Gegen beide Brüder wird wegen Wiederbetätigung ermittelt. Hans Jörgs drei Söhne Jörg, Jörn und Jorik Schimanek sind Beschuldigte im Verfahren gegen die SS, gegen Jörg wird zudem als „Rädelsführer“ ermittelt. Jörg Schimanek wurde kürzlich von Polen nach Deutschland ausgeliefert.
Bei einer Razzia im November im „Forsthaus“ der Familie im niederösterreichischen Langenlois nahe der Burgruine Kronsegg, in dem der Ex-VAPO-Mann Rene Schimanek gemeldet war und welches der SS als Rückzugsort diente, wurden NS-Devotionalien sowie 30 Kilogramm zum Teil scharfe Munition und eine Softairwaffe gefunden und beschlagnahmt – ein weiterer Grund für Schimaneks Rücktritt. Da österreichische Behörden als rechtsradikal unterwandert gelten, wurden die Ermittlungen von den deutschen Behörde vor ihnen geheim gehalten, damit die Schimaneks nicht gewarnt würden.
In der Anfrage kommt der militante Nazi Sören Brühl als Gesprächspartner der Schimaneks prominent vor, auf dessen Verbindungen zu der österreichischen Nazifamilie wir bereits 2016 hinwiesen. Auf einem geleakten Foto zeigen Sören und sein Sohn Nandolf Brühl den „Hitlergruß“. Auf Sörens T-Shirt prangt die Zahl 6000000, wobei die Nullen Davidsterne sind, während Nandolf HJ-Uniform und ein Hakenkreuz an der Mütze trägt.
Sören Brühl wohnt an der Adresse 12 Rue du Wasen in 68480 Durlinsdorf, einem kleinen Dorf im französischen Juravorland zwischen Porrentruy und Basel. Dort wohnt auch Sörens Ehefrau Melanie Brühl, geborene Seidel, die mit Tanja „Tara“ Schroll das Nazi-Tattoostudio „Into the light“ in der Freiburger Straße 307 in 79539 Lörrach betrieb und nun unter dem alten Namen das „Schattenwerk“-Tattoostudio in der Efringer Staße 14 in 79576 Weil am Rhein betreibt.
Nandolf Brühl beteiligt sich regelmäßig am Nazimarsch zum „Tag der Ehre“ jeweils im Februar in Budapest. Während Nandolf letztes Jahr noch mit Jörn Schimanek auf der Teilnehmerliste des Nazimarschs stand, tauchte von den beiden dieses Jahr nur Nandolf auf – Jörn sitzt in Untersuchungshaft.
Ein weiter Beschuldigter im SS-Ermittlungsverfahren ist Kevin Richter, Mitglied der Schülerverbindung „Iuvenis Gothia Berlin“, der im Oktober 2021 als „Junggothe“ „in Salzburg burschenschaftlich aufgetreten ist. Wir wissen bei welcher: bei der AGV Rugia“, schreibt die antifaschistische Rechercheplattform Stoppt die Rechten:
„Über die pflichtschlagende Salzburger Burschenschaft ,Alte Gymnasialverbindung (AGV) Rugia‘ ist öffentlich wenig bekannt, obwohl ihr etliche FPÖ-Politiker angehören, darunter die Nationalratsabgeordneten Volker Reifenberger und Arnold Schiefer sowie die Salzburger Landtagsabgeordneten Andreas Hochwimmer und Andreas Schöppl.“
Richters Kontakte waren bares Geld wert. Die „Konstante“ der „Iuvenis Gothia“ ist das „Gothenhaus“ in Zehlendorf, das Haus der „Berliner Burschenschaft Gothia“ in der DB. Hier lernte Kevin Richter einen weiteren Finanzier der SS kennen: Peter Kurth.
Kurth war lange „Altherrenvorsitzender“ der „Gothia“, vor allem aber war der CDU-Politiker von 1999 bis 2001 Finanzsenator in Berlin. Noch immer ist der Ursprung des Geldes unbekannt, mit dem Kurth nicht nur die SS, sondern auch die IB von Chemnitz über Halle bis Steyregg bei Linz finanzierte. Die Selbstreinigungskräfte der parlamentarischen Demokratie dürften auch weiterhin versagen, denn die CDU wird einen Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, der sich die Interessenskonflikte ihres ehemaligen Finanzsenators bei seinen privaten Finanzgeschäften während dessen Amtszeit anschaut, zu verhindern wissen, sollte er je gefordert werden.