Am 20. Januar wurde Florian André Held in erster Instanz vom Amtsgericht Freiburg wegen zwei Verstößen gegen § 86a StGB (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen) von Richterin Adelheid Weirich in Abwesenheit zu 80 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt. In dem Urteil wurde aus zwei Mal 50 eine Gesamtstrafe von 80 Tagessätzen gebildet. Damit der Nazi nicht vorbestraft ist (erschreckt sie nicht). Die Badische Zeitung und die Neue Presse Coburg berichteten am 22. Januar über den Freiburger Nazilandserprozess.
Die Staatsanwaltschaft hatte wie im Strafbefehl zwei Mal 70 bzw. eine Gesamtstrafe von 100 Tagessätzen gefordert. Der Verteidiger regte in einem Rechtsgespräch gleich zu Beginn eine Einstellung gegen Geldauflage an (wurde abgelehnt), beantragte etliche weitere Zeugen zu laden (wurde abgelehnt) und forderte Freispruch (wurde abgelehnt).
Führen wir uns kurz vor Augen, um wen es bei dem Angeklagten geht: Florian André Held, heute noch Mitglied der „Landsmannschaft Thuringia Berlin“, heute noch Mitglied im „Coburger Convent“ (CC). Held war Teil der ehemaligen designierten Vorsitzmannschaft des CC und hätte somit den pflichtschlagenden Verband als Gesicht nach außen repräsentieren sollen.
Held war einer der Hitlergrüßer des Berliner Nazibunds vom Oktober 2022 in Freiburg, derentwegen die „Thuringia“ als „Präsidierende“ des CC Anfang 2024 erst Coburg-Verbot erhielt, kurz darauf vom „Präsidium“ zurücktrat, das sie Pfingsten 2024 innehaben sollte, und schließlich suspendiert wurde. Der andere strafverfolgte Hitlergrüßer war ein damaliger „Fux“ der „Thuringia“: Christophe König.
Die Helden hatten während eines Treffens des „Silberkartells“ im Vorgarten der „Landsmannschaft Neoborussia Freiburg“ lauthals „Heil Hitler“ gerufen. Dafür wurden die „Thüringer“ von den „Neupreußen“ rausgeworfen, woraufhin sie zu ihrem Schlafplatz torkelten, der „Freiburger Turnerschaft Markomanno-Albertia“.
Bei den „Mark-Alberten“ hitlerten sie weiter, wurden ins Haus geholt, hitlerten dort weiter und gingen dann trotz Klo im Keller zum Pissen in den Hof. Dort grölten Held und König mindestens vier Mal aus vollen Kehlen „Heil Hitler!“ und zeigten dazu den „Hitlergruß“. Das alles gaben im Prozess ein Zeuge der „Neoborussia“ und einer der „Markomanno-Albertia“ glaubwürdig zu Protokoll, die zudem beide zumindest an dem Abend nüchtern waren.
Florian André Held wurde am 23. Dezember 1998 in der Dresdener Neustadt als Sohn einer Mutter aus der UdSSR und eines Vaters aus der DDR geboren. Held machte am 19. Juni 2017 das Abitur auf dem Marie-Curie Gymnasium Dresden. Anschließend begann er ein Volkswirtschaftsstudium an der Freien Universität Berlin und wurde Mitglied der „Thuringia“. Zum Wintersemester 2019 wechselte Held in den Bachelor-Studiengang „Politik und Wirtschaft“ an der Uni Potsdam.
Florian André Held war aktiv im „Landesfachausschuss Wirtschaft“ der FDP Berlin und Vorsitzender der „Liberalen Hochschulgruppe Potsdam“. Heute ist Held „Inaktiver“ seiner Studentenverbindung, steht also kurz vor dem Abschluss seines Studiums und seiner Aufnahme als „Alter Herr“.
Und wen nimmt sich ein Hitlerfan wie Florian André Held als Anwalt? Natürlich einen ausgewiesenen Nazianwalt wie Laurens Nothdurft: seit Sommer 2024 Ortsbürgermeister der AfD in Roßlau, ehemals Mitglied der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ), Mitarbeiter der AfD in Baden-Württemberg und der AfD-Fraktion Sachsen-Anhalt. Außerdem ist Nothdurft Compact-Anwalt. Nach der Aufhebung des Verbots behauptete Jürgen Elsässer in der Compact-Ausgabe 9/2024 sogar, Nothdurft sei entscheidend gewesen:
„Die Nachricht vom Sieg im Eilverfahren überbrachte mir meine Frau am 14. August um 13 Uhr. Unser Anwalt Laurens Nothdurft hatte ihr die frohe Kunde telefonisch überbracht. Er ist der Held, der Faeser, das BMI und eine riesige Anwaltskanzlei – angeblich 150 Juristen – praktisch im Alleingang besiegt hat. Der erfahrene Fachmann im Verwaltungsrecht hatte drei Wochen lang fast kein Auge zugemacht und – neben seiner Arbeit als Justitiar der AfD-Landtagsfraktion in Magdeburg – drei Schriftsätze an das Gericht mit unzähligen Zitaten und juristischen Quellen verfasst. Seine Nüchternheit und strenge Sachlichkeit müssen die Richter, die mit Sicherheit unter erheblichem Druck der Gegenseite standen, überzeugt haben.“
Nothdurfts Mandant Held schrieb bei der „Landsmannschaft Thuringia“ regelmäßig Mails unter dem Pseudonym „Hitler“ oder leicht abgewandelt als „Radolf Kritler“. So wie am 8. Februar 2020 in einer Mail an den vormaligen CC-Sprecher Nils Jenssen: „Moin, anbei eine saftige LAdung von Schwanzbildern, die ich dir privat aufgenommen habe. Kuss aufs Auge. Hitler“